Montag, November 13, 2006

Lautheit

Das mein Hotel nicht gerade im Grünen oder auch nur an einer kleinen Nebenstraße liegt haben ja schon viele Leser bemerkt. Das es hier lauter ist, als man es von europäischen Großstädten her gewohnt ist, mag mit der Selbstverliebtheit (aka Rücksichtslosigkeit) der Chinesen zu tun haben. Immerhin sind die Pegel noch deutlich unter der Schmerzgrenze. In den Supermärkten (nicht nur im Carrefour), sondern in allen Läden und Kaufhäusern finden sich kleine Stände an denen meist spärlich, aber noch ausreichen, bekleidete, junge Chinesinnen in ein Mikrofon brüllen, das direkt an einen Lautsprecher gekoppelt ist. In der Deluxe Variante haben sie den oder die Lautsprecher in einem Gurt um die Hüfte. Die Lautstärke ist so maximiert, dass es gerade keine Rückkopplungen gibt, wenn und nur wenn das Mikrofon nach oben gehalten wird. An jedem Ende eines Ganges stehen dann ‚die Hübschen’ und brüllen was das Zeug hält und keinen Menschen scheint das zu stören. Am Wochenende fanden in der gesamten Stadt Rockkonzerte statt (ja, auch vor meinem Fenster, d.h. vor dem ‚Indoor Stadium’ und das heißt wiederum genau zwischen mir und dem ‚Indoor Stadium’, ging ja erst um 06:30Uhr(!!) los… Die vor dem ‚Oriental Shopping Center’ war es immerhin so laut, dass man den Verkehr nicht mehr hören konnte. Ja, auch auf der anderen Straßenseite kam. Die Autos und Busse haben dann einfach noch mehr gehupt als sonst schon.
Lautsprecher-Mast im Park Während der Vorlesungspausen und den ganzen Nachmittag über, werden hier die Wiesen beschallt! Zum einen mit irgendwelcher Text-Propaganda, zum anderen mit den neusten, meist englischsprachigen Pop/Rock-Liedern. Nicht das irgendwer zuhören würde, aber weghören kann man irgendwie auch nicht. Man unterhält sich einfach einwenig lauter…

2 Comments:

Blogger Unknown said...

Das ist hier so laut, dass die Lautsprecher an meinem Notebook nicht ausreichen, um damit (im Büro) ein Video zu gucken bzw. vorzuführen. 'Active Noise Cancellation' heißt hier, die eigene Musik so laut zu machen, dass man die störende nicht mehr hört!

1:22 AM  
Blogger Michael said...

Die Vortsellung von "ruhigen, angepassten und bestimmt nicht selbstverliebten und rücksichtslosen Menschen" hatte ich am Anfang auch. Und sie stimmt bei Chinessen sogar in gewisser Weise, nämlich für ihr Verhalten gegenüber Leuten, die sie kennen (oder von denen sie etwas wollen), aber leider eben auch nur dafür.

Gegenüber der großen Mehrheit derer, die sie nicht kennen, ist leider das Gegenteil wahr. Wer jemals erlebt hat, wie 20 Chinesen gleichzeitig unter Zuhilfenahme von Ellenbogen, Zähnen und Klauen versuchen, in einen Bus einzusteigen, während 20 andere noch versuchen, aus diesem Bus auszusteigen, der weiß, was ich meine. Und aus genau diesem Grund ist mein und Mirkos Job dort auch so sinnlos.

Zugegeben, die Briten haben es immerhin geschaft, in Hongkong sowas wie Fairplay, gegenseitigen Respekt und einfache bürgerliche Höflichkeit zu etablieren. Allerdings haben sie auch 150 Jahre dafür gebraucht - ich würde nicht darauf wetten, daß es in Shanghai jemand schneller schafft.

1:28 AM  

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