Montag, April 30, 2007

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Trotz der kleineren (von Mirko 12 Wagons getrennt zu sein) und größeren (irgendwann in 49h nicht umhin zu kommen, eine Toilette benutzten zu müssen) Unannehmlichkeiten, macht es trotzdem Spaß mit dem Zug zu fahren [nehmen wir eigentlich an der gleichen Reise teil?]. Noch sind nach 19h Fahrt keine Berge und nur kleinere, zum Teil im Terrassen-Bau erschossene, Hügel zu sehen. Daneben gibt es im ländlichen Bereich die typischen kleinen Landwirtschafts-Parzellen [siehe Zugfahrtbericht nach Hong-Kong] meist mit wechselnden (meist 2-3 verschiedenen Sorten) Kulturen zu begucken. In den Städten gibt es die 'üblichen', eben landestypischen Plattenbauten und Industrieanlagen in einer eher trüben, grau/braunen Trostlosigkeit, mit zahlreichen eingeschmissenen Fenstern. Der Eindruck wird vom Wetter (alles liegt im Dunst oder ist es Smog [it's called 'Feinstaub', Baby] noch verstärkt. Meine Mitreisenden sind auch spannend: Zum einen ein junges Pärchen (die eher 'normal sind') und dann eine typische chinesische Familie (Mann, Frau und ein ungefähr 15 jähriger, durch die Einkind-Politik restlos verwöhnter Bengel). Der Junge hat von den 19h sicher 15h irgendeine Art Game-Boy gedaddelt [Sony Playstation Protable, wer hat hier mit Kindern zu tun?] und reduziert dies nur für seine fast kontinuierliche Nahrungsaufnahme und ein paar Stunden Schlaf. Sein BMI unterscheidet sich deshalb auch nicht von dem seiner westlichen 'Artgenossen' [definitiv 35++kg/m2]. Die Mutter scheint nett, aber wirkt etwas gluggenhaft im Verhalten ihrem Sohn gegenüber. Der Vater steht Mirko im Schnarchen nicht nach [wer schnarcht hier?], so dass ich mich letzte Nacht nicht umgewöhnen musste. Sonst ist er sehr ruhig und Patriarchen-Haft. Ich selbst habe eine der mittleren Schlaf-Kojen [das ist die teuerste!]. Eine Tür zum Gang oder zumindest ein Vorhang ist Fehlanzeige. Das bedeutet, ich musste mir erst einmal mit einem Outdoor-Handtuch einen Vorhang basteln, da mir das Flur-Deckenlicht sonst die ganze Nacht die Idylle eines Gefängnis-Traktes mit 'Weislicht-Folterung' beschert hätte. Zu meinem großen Entsetzten musste ich feststellen, dass ich meinen Anteil an Rosinen, roten Datteln und Cashewnüssen, die ich mir aus Mirkos Vorräten abgefüllt hatte, gestern Abend im Speise-Wagon liegen gelassen habe. Ich Trottel (naja, dann hat wohl jetzt jemand anderes seine Freude daran).

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4 Comments:

Blogger joachim said...

Du überrascht uns immer wieder...wann warst Du zuletzt in einer Gefängniszelle mit "Weisslicht-Folter" (neulich im Irak??), hast Du dunkle Seiten die wir (noch) nicht kennen?

Schön das ihr angekommen seid, heil, ohne (zumindest aktuelle) fiese Infektionskrankheiten und offensichtlich nicht verhungert!

Besonders attraktiv ist Euer Dialog in den Texten, bereitet uns immer große Freude[können wir auch!].

Ich persönlich finde (insbesondere ewig lange) Zugfahrten ja zum...chinesischen Zähneputzen, i.e. zum brechen, aber wir bewundern nach wie vor Eure Tapferkeit [musstet ihr eigentlich was bezahlen oder kriegt ihr Geld dafür, upps]

Wir warten gespannt auf die weiteren Ausführungen und wenn ihr zurück seid auf die Bilder.

Passt auf Euch auf!

8:10 PM  
Blogger Unknown said...

Die Zugfahrt ist mit RMB821, das sind EUR82,10 einfach ein Schnaeppchen. Der 'Soft/Seater' haette sicher wieder nur die Haelfte gekostet und das fuer 49h Unterkunft. Das ist fast eine bessere Rendite als beim Inter-Rail.

11:24 AM  
Blogger joachim said...

Mr. shareholder value auf Reisen...da hättet ihr echt auf "Authenzität" setzen können und den "soft seater" oder wenn gleich den "hard seater" wählen können, dabei hättet ihr wahrscheinlich nochwas dazugekriegt!

8:14 PM  
Blogger Unknown said...

Leider(?) gibt in dem Zug nach Lasa keine 'Hard-Seater'. Aber im Zug von Peking nach Shanghai gibt es sogar noch Steh-Plaetze und das bei 13h Reisezeit!

7:28 AM  

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