Freitag, Mai 11, 2007

Zwischen Traum und Realitaet

Margret und ich entschlossen uns die 7km vom 'Base Camp' zu Fuß zurück zu gehen. Es war Traumhaft. Immer wieder sahen wir auf den Mt. Everest zurück. Auch begegneten ein paar Yaks und konnten einige schöne Fotos schießen. Im Lager angekommen berichteten uns Mirko und Ross darüber, dass sie sich um einen Spanier gekümmert hätten, [der ganz offensichtlich an der Höhenkrankheit litt: Schöne Beuge-Krämpfe in den oberen Extremitäten, blaue Lippen, aschfahles Gesicht: Lehrbuchhaft. Uns wurde von seiner Begleiterin nur mitgeteilt, dass man sich schon um ihn kümmere, unsere Hilfe sei nicht erwünscht (Danke!) und viel Spaß mit nur 15l O2 und sonst nichts als Therapeutikum. Nach ca. 15min sind sie denn auch in Richtung 'Berg-Hinab' los... Armes Schwein. Nach diesem Schrecken musste ich dann doch noch einmal die gesamten Notfall-Maßnahmen vor meinem inneren Auge review passieren lassen. Als ich damit in unserem Zelt, halb sitzend, halb liegend, halb wach, halb dösend fertig war, kamen die 'Grazien' von Ihrem Abgang im Zelt an und es wurde hektisch: Unserer jüngstes Gruppenmitglied (11,8 Jahre) hatte blaue Lippen, Harnverhalt und den ganzen Tag so gut wie gar nichts getrunken und die 'Höhen-Krankheits-Tabletten' (natürlich die Tabletten dagegen, ein Diuretikum der 6ten(!!, es lebe der Herold) Wahl, ohne nachgewiesene Wirkung bei Höhenkrankheit, es lebe das Placebo), waren von den Eltern auf das Körpergewicht angepasst (ohne ärztlichen Rat und die Dosis war unter Wirkdosis, was wiederum einmal mehr deutlich macht, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind...(das ist 100% Klug-Scheiß-Faktor)) und schon vor 2 Tagen abgesetzt worden. Herzlichen Glückwunsch: So konnten wir selbst feststellen, dass unser Guide (von ‚Tibet Travel Expert’) von Medizin überhaupt keine Ahnung hatte, ein 'Rettungs-Plan' bzw. überhaupt ein Plan nicht existierte. Nach Lagerung des Oberkörpers in 30 Grad Position und etwas Trinken wurden die Lippen wieder roter, nur um nach 30min wieder richtig satt blau zu werden. Jetzt kam 'Plan B': Sauerstoff (auch nur 15l), Dexamethason i.v. und Evakuierung ins Tal. Das gefiel dem Guide gar nicht, da sie schon für die Übernachtung bezahlt hatte... Den Klärungsbedarf habe ich dann in meiner unverbindlichen Art dargestellt, worauf hin sie gar nichts mehr sagte und nach 10min. ein Fahrzeug mit Guide (gegen meinen Willen, aber der Vater wollte es so), Fahrer, Vater, Patient und Silke gen Tal rollte. Mit nur noch 1h Tageslicht hatte ich (aber wer bin schon ich) den Mitfahrenden die eindeutige Anweisung gegeben die Strecke des Tages zurückzufahren, um sich ja nicht zu verirren und nachts ungeschützt dem Wind und den Temperaturen ausgesetzt zu sein. Das war zwar am Anfang nur eine Geröll-Piste, später, also ziemlich genau nach 1h, aber nur asphaltierte Straße. Perfekt, wenn auch 4h lang. Ihr ahnt es, der Guide (diese Schlampe), wusste es wieder einmal besser und ist einen anderen Weg gefahren (und zwar genau den, den wir am nächsten Morgen vom Base-Camp nach Zhangnu fahren sollten): Eine Fahrt in der offenen Stein-Wüste, durch Flussbetten und wassergefüllte Flüsse, teilweise ohne feste Piste, mit einzelnen, durch Steine gesperrten Pisten-Abschnitten, jedenfalls immer ohne Wegmarkierung... Zum Glück ging es dem 'Patienten' nach 1h bereits wieder so gut, dass er sitzen konnte und an dem Gesuche nach dem richten Weg auch etwas Komisches finden konnte (laufen 2 Männer im Dunkeln den Fluss entlang...). Wir sollten die Strecke am nächsten Tag, ohne zu rasen, eine Stunde schneller und zwar in 2:15h, absolvieren.]

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